Umfangreiche Übersicht über maßgebliche Studien aus den USA zur Patientensicherheit
In den USA wurde aufgezeigt, dass Spitäler Patienten Risiken aussetzen, wenn „Clinical Privileges“ aufgrund von unvollständiger und fehlerhafter Informationen hinsichtlich der Aus-bildung, Fortbildung, Erfahrung und Kompetenz der Ärzte, die kosmetische Eingriffe durch-führen, vergeben werden.
Manche Spitäler vertreten bei der Vergabe von „hospital privileges“ die Ansicht, dass die Facharztausbildung („Board Certification“) in plastischer Chirurgie einen Arzt dazu qualifiziert, kosmetisch-chirurgisch zu arbeiten.
Tatsächlich kommen wissenschaftlicher Fachliteratur zufolge Patienten zu Schaden, die sich kosmetisch-chirurgischen Eingriffen unterzogen haben, und deren Arztauswahl einzig auf dessen Facharztausbildung beruhte.
Diverse Studien, einschließlich jener zwölf, die im Folgenden zusammengefasst werden, belegen für Plastische Chirurgen ein signifikant höheres Risiko von Invalidität, Sterblichkeit und Schadenersatzklagen bei kosmetisch-chirurgischen Eingriffen im Vergleich zu allen Ärzten anderer Fachrichtungen.
Schulte, F., Bergal, J.: Lack of Regulations Heightens Surgical Risks – Cosmetic Office Procedures Largely Go Unregulated Because The State Has No Way To Track Them. In: Fort Lauderdale Sun Sentinal. 30. November 1998, 1A/9A.
Im Rahmen einer Artikelreihe, die Todesfälle in Zusammenhang mit Fettabsaugungen untersuchte, belegte diese Studie, dass 80 % der Klagen gegen Plastische Chirurgen gerichtet waren. Zusammenfassend wird festgestellt: „Die Facharztausbildung („Board Certification“) garantiert Patienten keine guten Operationsergebnisse.“
Corney, M.: The Wheel of Misfortune – Genesis of Malpractice Claims.
In: Clin Plast Surg. Nr. 1, Januar 1999, S. 15–19.
Der Autor untersuchte 700 Klagen gegen Plastische Chirurgen in einem Zeitraum von 15 Jahren und fasste seine Erkenntnisse wie folgt zusammen:
„In einem Zeitrahmen von 15 Jahren haben wir ca. 700 Patientenbeschwerden untersucht. Aus Sicht der medizinischen Haftpflichtversicherungsträger ist klar erwiesen, dass die Facharztausbildung in plastisch-rekonstruktiver Chirurgie kein entscheidendes Kriterium dafür darstellt, ob gegen Operateure Klagen anhängig sind. Obwohl eine strenge Trennung der Schadensfälle von Plastischen Chirurgen von jenen erfolgte, die Ärzte anderer Fachrichtung zu verantworten haben, wird die überwiegende Anzahl von Gerichtsverfahren in Zusammenhang mit ästhetischen (kosmetischen) Eingriffen gegen Plastische Chirurgen geführt.“
Grazer, F.M., de Jong, R.H.: Fatal Outcomes from Liposuction: Census Survey of Cosmetic Surgeons. In: Plast Reconstr Surg. Nr. 105, Januar 2000, S. 436–446.
Die Autoren belegen im Rahmen einer Studie im Zeitraum von 1994 bis Mitte 1998, dass Plastische Chirurgen bei Fettabsaugungen die höchsten Todesfallsraten (1 von 5.000 bzw. 19,1 pro 100.000) zu verantworten hatten. Diese Studienergebnisse untermauern die Ergebnisse einer Untersuchung, die 1997 von der Amerikanischen Gesellschaft für plastische und rekonstruktive Chirurgie durchgeführt wurde und eine Todesfallsrate von 20,6 pro 100.000 belegt.
Die Autoren halten folgendes fest: „Eine dermaßen hohe Todesfallsrate – ungefähr 20 Tote pro 100.000 ambulanten Verfahren, sollte zum Nachdenken anregen. (…) Noch ernüchternder ist vielleicht der Vergleich mit den Todesfallsraten im Straßenverkehr, eine häufige Todesursache bei gesunden Amerikanern, die im Jahr 1996 bei 16,4 pro 100.000 lag.“ Die Autoren ziehen folgenden Schluss: „Dieses mehr als schlechte Ergebnis macht es dringend erforderlich, Patientensicherheit, Verfahrensbeschränkungen und Nachsorge-richtlinien sowie die ärztliche Qualifikation und Zulassung erneut zu überprüfen.“
McMenamin, P.: Just the Facts, Maám…. In: Cosmetic Surgery Times. 3, Nr. 2, März 2000.
Der Autor untersuchte mehrere Studien und Artikel, die allesamt folgendes belegen:
Fachärzte für plastische Chirurgie haben eine signifikant höhere Anzahl von Komplikations- und Todesfällen im Vergleich zu Ärzten anderer Fachrichtung zu verantworten, die kosmetisch-chirurgische Eingriffe durchführen. Gegen Plastische Chirurgen werden deutlich mehr Gerichtsverfahren wegen ärztlicher Kunstfehler geführt als gegen Ärzte anderer Fachrichtung. Plastische Chirurgen werden im Rahmen ihrer Facharztausbildung nicht ausreichend für die Durchführung kosmetisch-chirurgischer Eingriffe ausgebildet. Diesen Erkenntnissen des Autors liegen folgende Studien und Berichte zugrunde:
• Mai 1999, New England Journal of Medicine: In 4 von 5 Todesfällen in Zusammen-hang mit Fettabsaugungen in New York sind Plastische Chirurgen involviert.
• Januar 2000, Plastic and Reconstructive Surgery: Fachärzte für plastische Chirurgie verantworten 1 Todesfall pro 5.000 Fettabsaugungen.
• 1998, Fort Lauderdale Sun Sentinal: 80 % der Schadenersatzklagen in Zusammenhang mit kosmetischen Eingriffen werden Plastischen Chirurgen zugeordnet.
• Mai 1999, Dermatologic Surgery: Fettabsaugungen in Ordinationen, die von Plastischen Chirurgen durchgeführt wurden, führten zu 50 mal mehr Klagen als Fettabsaugungen, die von Dermatologen durchgeführt wurden; bei Fettabsaugungen in Spitälern sogar 154 mal mehr Klagen.
Coleman, W.P., Hanke, C.W., Lillis, P., Bernstein, G., Narins, R.: Does the location of the Surgery or the Speciality of the Physician Affect Malpractice Clams in Liposuction?. In: Dermatol Surg. 25, Nr. 5, Mai 1999, S. 343–347.
Die Autoren sichteten Daten einer Versicherungsgesellschaft (PIAA) über Klagen wegen ärztlicher Kunstfehler. Die Autoren stellten fest, dass, obwohl Plastische Chirurgen nur geringfügig mehr Fettabsaugungen durchführten als Dermatologen (Verhältnis 3:2), gegen Plastische Chirurgen die überwältigende Mehrheit der Klagen aufgrund ärztlicher Kunstfehler gerichtet waren (Verhältnis 113:1). Dies gilt sowohl für auf Fettabsaugungen in Ordinationen als auch in Spitälern. Fettabsaugungen in Ordinationen resultierten bei Plastischen Chirurgen in 50-mal mehr Klagen als bei Dermatologen. Bei Fettabsaugungen in Spitälern wurden Plastische Chirurgen sogar 154-mal öfters geklagt als Dermatologen. Die Autoren führten dieses Ergebnis auf die Ausbildungprogramme und -vorschriften Plastischer Chirurgen zurück, die „oftmals betonen, dass Fettabsaugungen in größerem Umfang unter intravenöser Sedierung oder Vollnarkose oft mit anderen Verfahren kombiniert werden.“ Die Autoren betonen, „es ist naheliegend, dass aggressivere Operationsverfahren zur Fettabsaugung zu deutlich mehr Gerichtsverfahren wegen ärztlicher Kunstfehler geführt haben.“
Coleman, W.P., Hanke, C.W., Glogau, R.G.: Does the Speciality of the Physician Affect Fatality Rates in Liposuction? A Comparison of Specialty Specific Data. In: Dermatol Surg. 26, Nr. 7, Juli 2000, S. 611–615.
Die Autoren überprüften mehrere Studien über Fettabsaugungen durchgeführt von Angehörigen verschiedener ärztlicher Fachrichtungen und stellten fest, dass Plastische Chirurgen bei Fettabsaugungen signifikant mehr Todesfälle zu verantworten haben als Ärzte anderer Fachrichtung.
Coldiron. B.: Office Surgical Incidents: 19 Months of Florida Data. In: Dermatol Surg. 28, Nr. 8, August 2002, S. 710–713.
In Florida mussten Ärzte 19 Monate lang Daten über Eingriffe, die in Ordinationen durchgeführt wurden und zum Tod, ernsthaften Komplikationen oder Einlieferung ins Spital führten, verpflichtend melden. Der Autor untersuchte diese Daten und fand heraus, dass Plastische Chirurgen für 50 % der Todesfälle (4 von 8) und 50 % der schweren Komplikationen, die die Einlieferung ins Spital erforderten (14 von 28), verantwortlich waren. Der Autor stellte fest, dass der einzig maßgebliche Grund für Todesfälle die Durchführung von Fettabsaugungen unter Vollnarkose war.
Coldiron, B., Shreve, E., Balkrishnan, R.: Patient Injuries from Surgical Procedures Performed in Medical Offices: Three Years of Florida Date. In: Dermatol Surg. 30, Nr. 12, Dezember 2004, S. 1435–1443.
Die Autoren überprüften jene Daten, die Ärzte in Florida 3 Jahren lang verpflichtend über Eingriffe, die in Ordinationen durchgeführt wurden und zum Tod, ernsthaften Komplikationen oder Einlieferung ins Spital führten, melden mussten. 7 von insgesamt 13 Todesfällen betrafen kosmetische Eingriffe. Diese kosmetischen Eingriffe mit Todesfolge wurden allesamt von Plastischen Chirurgen durchgeführt. Von den 43 in Ordinationen durchgeführten Eingriffen, die mit der Einlieferung des Patienten ins Spital endeten, betrafen 25 kosmetische Eingriffe, die alle bis auf zwei von Plastischen Chirurgen durchgeführt wurden.
Coldiron, B., Fisher, A.H., Adelman, E., Yelverton, C.B., Balkrishnan, R., Feldman, M.A., Feldman, S.: Adverse Event Reporting: Lessons Learned from 4 Years of Florida Office Data. In: Dermatol Surg. 31, Nr. 9, Teil 1, September 2005, S. 1079–1093.
Die Autoren untersuchten jene Daten, die Ärzte in Florida 4 Jahren lang verpflichtend über Eingriffe, die in Ordinationen durchgeführt wurden und zum Tod, ernsthaften Komplikationen oder Einlieferung ins Spital führten, melden mussten. Von den insgesamt 19 Todesfällen hatten 11 Plastische Chirurgen zu verantworten. Von den 58 in Ordinationen durchgeführten Verfahren, die mit der Einlieferung des Patienten ins Spital endeten, hatten 62,1 % Plastische Chirurgen zu verantworten.
Clyman, M.A., Seagle, B.M.: Office Surgery Safety: The Myths and Truths behind the Flordida Moratoria – Six Years of Florida Data. In: Plast Reconstr Surg. 18, Nr. 3, 2006, S. 777–785.
Im Rahmen dieses Artikels, der in der Zeitschrift „Plastic and Reconstructive Surgery – Journal of the American Society of Plastic Surgeons“ veröffentlicht wurde, untersuchten die Autoren angeblich die Daten, die Ärzte in Florida 6 Jahren lang verpflichtend über Eingriffe, die in Ordinationen durchgeführt wurden und zum Tod, ernsthaften Komplikationen oder Einlieferung ins Spital führten, melden mussten. Die Autoren fanden heraus, dass von den 20 Todesfällen bei kosmetischen Eingriffen 11 von Plastischen Chirurgen zu verantworten waren.
Bemerkenswerterweise gelangen die Autoren – obwohl nach deren eigener Zählung 50 % der Todesfälle von Plastischen Chirurgen zu verantworten waren – zur Schlussfolgerung, dass die Patientensicherheit durch das Erfordernis der Facharztausbildung zum Plastischen Chirurgen verbessert werden würde. Erschreckenderweise lautet die Empfehlung der Autoren, dass Arztzulassung auf Plastische Chirurgen mit Spitalsberechtigung beschränkt werden sollte.
Coldiron, B.: What Five Years of Florida Date Show About Office Surgery Safety. In: American Journal of Cosmetic Surgery. 13, Nr. 4, 2006, S. 179–189.
Die Autoren untersuchten jene Daten, die Ärzte in Florida 5 Jahre lang (1. März 2000 bis 1. März 2005) verpflichtend über Eingriffe, die in Ordinationen durchgeführt wurden und zum Tod, ernsthaften Komplikationen oder Einlieferung ins Spital führten, melden mussten. Die Autoren stellten anhand der Daten fest, dass Plastische Chirurgen für 93 % der Todesfälle (14 von 15) und 91 % der Einlieferungen ins Spital nach kosmetischen Eingriffen (52 von 57) verantwortlich waren.
Coldiron, B.: Office Surgery Incidents: What Seven Years of Florida Data Show Us. In: American Society for Dermatologic Surgery, Inc.. Nr. 34, 2008, S. 285–292.
Die Autoren untersuchten jene Daten, die Ärzte in Florida 7 Jahre lang (1. März 2000 bis 1. März 2007) verpflichtend über Eingriffe, die in Ordinationen durchgeführt wurden und zum Tod, ernsthaften Komplikationen oder Einlieferung ins Spital führten, melden mussten.
Die Autoren stellten anhand der Daten fest, dass Plastische Chirurgen für 58 % aller Todesfälle und 83 % der Todesfälle nach kosmetischen Operationen sowie 52 % aller Einlieferungen ins Spital und 83 % der Einlieferungen ins Spital nach kosmetischen Operationen verantwort-lich waren. 8 von 31 Todesfällen traten nach Fettabsaugungen auf, die von Plastischen Chi-rurgen durchgeführt wurden – die einzige Gemeinsamkeit dieser Todesfälle. Bei 7 dieser 8 Todesfälle wurde der Eingriff unter Vollnarkose durchgeführt und der Tod war in 4 Fällen auf Lungenembolien zurückzuführen, in 3 Fälle ist die Ursache ungeklärt. Ein Todesfall nach einer Fettabsaugung erfolgte nach intravenöser Sedierung.