Wer von Zuhause arbeitet, der kann seine Arbeit mit der Freizeit besser miteinander verzahnen. Da sich vor allem Arbeitnehmer über einige Vorteile freuen dürfen, wenn sie von daheim ihrer Arbeit nachgehen können, möchte die SPD ein „gesetzliches Recht“ auf Home Office festschreiben. Letztlich darf sich nicht nur der Arbeitnehmer über Vorteile freuen – auch der Arbeitgeber kann von der Home Office-Regelung profitieren.
Wünschen sich die Arbeitnehmer ein Recht auf Home Office?
Die Arbeitswelt hat sich verändert. Aufgrund der Tatsache, dass in einigen Branchen ausschließlich mit dem Computer gearbeitet wird und man durch das Smartphone sowieso immer erreichbar ist, mag es möglich sein, auch von daheim seinen Job ausüben zu können. Somit kann am Vormittag das Paket des Postboten in Empfang genommen und der Nachwuchs am Nachmittag aus der Kita abgeholt werden. Und die Mittagspause verbringt man im hauseigenen Esszimmer und muss sich nicht mit dem Kantinen-Essen oder Supermarkt-Fertigmenü begnügen.
Natürlich gibt es einige Arbeitgeber, die sich gegen das Home Office aussprechen – und genau hier will die SPD ansetzen. Denn mit dem „Recht auf Home Office“ möchte man in erster Linie die Position Arbeitnehmer stärken. Aber würde das die Arbeitnehmer überhaupt freuen? Dieser Frage ging das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung – IAB – nach. Es folgte eine Befragung in 16.000 Betrieben – es wurden alle Betriebsgrößen sowie Wirtschaftszweige berücksichtigt.
Auf die Trennlinie achten
Ein Viertel der befragten Unternehmen gab an, dass die Mitarbeiter sehr wohl die Möglichkeit hätten, von Zuhause ihrer Arbeit nachgehen zu können. Genutzt wird die Home Office-Möglichkeit von 12 Prozent. Blickt man auf die privatwirtschaftlichen Betriebe, so zeigt sich ganz klar, dass das Interesse an Home Office steigt – und auch von Seiten der Arbeitnehmer angenommen wird. In Betrieben, die mindestens 50 Mitarbeiter haben, arbeiten rund 22 Prozent im Home Office – im Jahr 2013 waren es noch weniger als 20 Prozent.
Mehr als 50 Prozent der Befragten haben angegeben, dass die Lebensqualität gestiegen ist. Das heißt im Umkehrschluss aber, dass 50 Prozent nicht zufrieden sind. „Die erhöhte Flexibilität ist Fluch und Segen zugleich. Die eine Hälfte sieht die bessere Vereinbarkeit zwischen Privatleben und Beruf, die andere Hälfte berichtet, dass es Probleme bei der Trennung zwischen Beruf und Privatleben gibt“, so die Autoren der IAB-Studie.
Werden die Grenzen verwischt, also gibt es keine klare Trennlinie zwischen dem Privatbereich und der Arbeit, so mag das Home Office eine Belastung sein. Vor allem auch dann, wenn man selbst nicht abschalten kann und mitunter sogar noch am Abend oder am Wochenende seinem Job nachgeht. Folgt man der Auswertung der Beschäftigtenbefragung, so arbeiten 44 Prozent auch in ihrer Freizeit. Ein weiterer Nachteil mag der fehlende Kontakt zu den Kollegen sein.
Des Weiteren geht es auch um die Frage, ob man überhaupt den Platz hat, um daheim seiner Arbeit nachgehen zu können. Denn hier geht es nicht nur um die Frage, wo der Laptop aufgestellt wird, sondern mitunter auch um die Möglichkeit, in Ruhe seiner Arbeit nachgehen zu können. Wer keinen eigenen Raum hat, wird mitunter öfters gestört werden – vor allem dann, wenn die Kinder oder der Partner daheim sind.
Überwiegen wirklich die Vorteile?
Im Rahmen öffentlicher Diskussionen wird gerne in den Raum geworfen, dass der Großteil der Arbeitnehmer gerne von daheim ihrer Arbeit nachgehen wollen würden – zumindest hin und wieder. Jedoch zeigen einige Umfragen, dass das so nicht stimmt. Denn die Studienergebnisse zeigen ganz klar, dass zwei Drittel aller im Home Office sitzenden Arbeitnehmer gar nicht daheim sein wollen. Das heißt, letztlich ist nur jeder neunte Mitarbeiter, der von daheim seiner Arbeit nachgehen kann, wirklich zufrieden damit, nicht mehr in das Büro fahren zu müssen.
Denn die Vorteile sind zu Beginn zwar vielversprechend, doch gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Home Office mag nämlich die eine oder andere Herausforderung mit sich bringen – und wer diese nicht meistert, beispielsweise nicht den erforderlichen Platz hat oder die benötigte Ruhe bekommt, wird relativ bald sein Büro vermissen.