Erst Mitte des Monats August wurden zahlreiche Fälle über sogenannte Superkeime bekannt: Hierbei handelt es sich um gegen nahezu alle Antibiotika resistenten Keime, die unter Anderem in indischen Kliniken erstmals aufgetaucht sind. Diese sogenannte Krankenhausinfektion kennt man weltweit; besonders gefährlich wurde sie in diesem Fall durch die besondere Robustheit der auftretenden Keime. Somit war es teils unmöglich, die befallenen PatientInnen erfolgreich medikamentös zu behandeln. Britischen Forschern war es erstmals gelungen, die verantwortlichen Keime zu isolieren – und ihnen einen Namen zu geben: NDM-1.
Ein regional begrenztes Problem? Keineswegs, wenn man sich in einer globalisierten Welt befindet. Denn auch in Europa sind inzwischen Einzelfälle mit Infektionen von NDM-1 bekannt – alle Infizierten hatten sich zuvor in Behandlung in einer der betroffenen Regionen Indiens befunden. Nicht alles davon sollen medizinisch notwendige Eingriffe gewesen sein; insbesondere in Großbritannien erfreut sich auch der sogenannte OP-Tourismus wachsender Beliebtheit. Die Möglichkeit, zum Beispiel Schönheitsoperationen im Ausland durchführen zu lassen und somit enorme Kosten zu sparen, bringen immer mehr Patientinnen und Patienten zu mitunter weiten Reisen. Wogegen selbstverständlich nichts einzuwenden ist – wenn man die jeweiligen Risiken bedenkt, die zu jedem Eingriff dazu gehören. Das Risiko, sich mit einem bisher unbekannten Superkeim anzustecken, ist bisher der absolute Ausnahmefall und wurde dementsprechend kaum bedacht. Das Auftreten von NDM-1 soll auch nicht dazu führen, in Panik auszubrechen oder die Kliniken in aller Welt in Verruf zu bringen. Eine sachliche Beobachtung und die Abwägung von Kosten, Nutzen und Risiko sind jedoch bei dem medizinischen Eingriff unabdingbar – und sollte es im Fall Schönheitsoperation ganz besonders sein. Die Verbreitung auch neuer Krankheitserreger ist ein seltenes, aber durchaus mögliches Risiko auch für andere Menschen, welches durch weltweiten OP-Tourismus und den damit verbundenen Reisen gefördert werden kann. Deshalb: Achten Sie immer auf Hygiene – bei sich, aber auch bei anderen. Keine Ersparnis der Welt ist es wert, dafür sein Leben zu riskieren.
Eine Studie zur Ausbreitung des Erregers und seiner Ursachen durch Schönheitsoperationen in indischen Kliniken findet sich auf der englischsprachigen Seite The Lancet:
Website: http://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099%2810%2970143-2/fulltext