Aller berechtigter Kritik zum Trotz: Wohl nie zuvor waren medizinische Eingriffe generell so risikoarm wie heute; wurden etwaige Komplikationen bedacht und, soweit möglich, verhindert. Dies trifft insbesondere auch auf die Plastische und Ästhetische Chirurgie zu, deren Dachverbände mit dazu beitragen, gängige Qualitäts- sowie Sicherheitsstandards international durchzusetzen. Silikonimplantate sind ein besonders gutes Beispiel für diese Entwicklung: Noch vor wenigen Jahrzehnten standen die verschiedenförmigen Kissen in Verruf, äußerst gesundheitsschädigend zu sein. Neben den durchaus möglichen Kapselfibrosen, also Gewebeverhärtungen, wurden Silikonimplantate außerdem für die Entstehung von Krebs sowie Autoimmunerkrankungen verantwortlich gemacht. Ein wissenschaftlicher Zusammenhang konnte dabei inzwischen weitestgehend widerlegt werden. Durchaus Probleme bereiteten jedoch oben genannte Kapselfibrosen sowie platzende Implantate – beides wurde dank umfangreicher Forschungen und innovativer Herstellungsprozesse deutlich verbessert. Es gibt jedoch leider immer wieder auch Negativbeispiele, die nicht zwingend mit ärztlicher Kompetenz oder der Sicherheit eines Eingriffs zu tun haben müssen. Wie im Frühjahr diesen Jahres bekannt wurde, hat ein Französischer Hersteller über Jahre fehlerhafte Silikonkissen ausgeliefert – weltweit, unter Anderem auch an deutsche Kliniken. Der Grund für die Alarmierung: Poly Implant Prothèse, kurz PIP, nutzte bei der Herstellung ein aggressives Silikongel, welches die an sich stabile Außenhülle des Implantant angreifen könnte. Die möglichen Folgen sind (unsichtbare) Risse in der Implantathülle, wodurch das Silikongel in den Organismus gelangen könnte. Die französische Gesundheitsbehöre ließ alle Silikonkissen zurückrufen und forderte betroffene Ärzte, Kliniken und Patienten auf, sich gegebenenfalls über eine Nachbehandlung zu besprechen. In Deutschland sollen die Implantate nur vereinzelt zum Einsatz gekommen sein – wer in den vergangenen Jahren eine Brustvergrößerung durchführen ließ, kann den jeweiligen Hersteller in seinem Implantat-Pass nachlesen. Im Notfall kann eine Herausnahme der fehlerhaften Implantate sowie das Einsetzen neuer, sicherer Silikonkissen notwendig sein.